Die
verborgene Information
Aus der Reihe: Homöopathie - Hahnemann & Co. Autor:
Falk Fischer
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Cut 1 (Gawlik) Ich hab während der Gefangenschaft Fleckfieber bekommen, also das ganze Lager natürlich auch. Und als ich dann aufwachte, sind 10 Mann von uns in ein Genesungslager kommen, die anderen waren tot. Und wir 10 wurden von einem Arzt empfangen. Wir alle 10 hatten unser Gedächtnis völlig verloren. Eine absolute Amnesie. Und wir wurden von einem Arzt empfangen, und dieser Kollege war homöopathischer Arzt. Und der hat dann verschiedene Fläschlein geholt und das hat der dann immer geschüttelt - ich kann mich daran nicht mehr so gut erinnern, er hat es mir dann erzählt. Und hat da praktisch ein homöopathisches Mittel hergestellt. Und da wir alle die gleiche Symptomatik hatten, wir konnten uns an nichts erinnern, wir waren alle blaß, wir hatten alle blaue Lippen, keine Interessen, überhaupt nicht, aber auch keine Schmerzen. Und dann gab er fünf Leuten von uns 10 Tropfen nach ein paar Tagen in den Mund und dann wachten wir auf und bei uns war der Vorhang auf. Plötzlich konnte ich mich wieder an alles erinnern, was früher war. Die anderen fünf nicht. Die lagen genauso da wie vorher. ...so lag ich auch da, erklärte mir der Doktor. Und erzählte mir von der Homöopathie. Und jetzt wußte ich auch wieder, wir hatten ein Jahr vorher zusammen in einem Lager gelebt und da hat der mir von der Homöopathie erzählt. Und ich als Saulus von der Schulmedizin hab dann gelächelt, hab gelacht darüber, so ein Blödsinn, wie kann man so was machen, das gibt's doch gar nicht.
Sprecher 1: Das gibt es nicht, da nicht sein kann, was nicht sein darf. Erst als Willibald Gawlik die eindrucksvolle Heilwirkung der geschüttelten Wässerchen am eigenen Leibe erfahren hatte, bekehrte er sich zum homöopathischen Paulus. Das Wundermittel, das er und seine vier Leidensgenossen geschluckt hatten, waren 10 Tropfen reinen Wassers, ohne Wirkstoffe, ohne Zusätze. Von gewöhnlichem Wasser unterschied es sich allein durch eine rein mechanische Vorbehandlung, indem es mehrfach verdünnt und geschüttelt worden war - so oft verdünnt, daß von der Urtinktur am Ende nichts mehr übrig blieb. Das schrittweise Verdünnen und Schütteln müßte demnach irgendeinen Informationsabdruck hinterlegt haben, der von biologischen Systemen mühelos gelesen und interpretiert werden kann, sich jedoch jedem physikalischen Zugriff hartnäckig verweigerte. Dabei ist Wasser ein meßtechnisch leicht zugängliches System, so daß die naturwissenschaftliche Phantasie schnell überfordert ist, wenn statt zufälliger und leicht zerbrechlicher Molekülverkettungen die Existenz stabiler, außerordentlich komplexer, ja sogar wesenhafter Strukturinformationen behauptet wird. Die Biologie besitzt jedoch ein sehr viel subtileres Sensorium als technische Apparaturen.
Cut 2 (Gawlik) Was Sie, wenn sie sich mal verlieben, an einem Menschen finden, ist ja doch nicht seine Harnsäurewerte, seine Zuckerwerte und seine Stearinwerte, sie verlieben sich in das Wesen eines Menschen, in seine Ausstrahlung, in sein gesamtes, ja jeder Mensch hat etwas an sich, das ihm sympathisch ist oder sogar unsympathisch sein kann. Das können sie nicht messen. Da gibt es keine einzige physikalische, keine chemische, keine biochemische Möglichkeit, das zu messen, aber hier liegt ja das Menschsein überhaupt drin.
Sprecher 1: Jahrzehntelange Forschungsbemühungen haben die fraglichen Informationsstrukturen nicht zutage fördern können, nicht einmal in klinischen Tests, treten die Effekte doch nur mit der Launigkeit des Zufalls auf. Und es kommt noch schlimmer: Harald Walach vom Psychologischen Institut Freiburg hat zahllose Studien zur Homöopathie und zu Placeboeffekten überprüft und nach systematischen Effekten oder Tendenzen gefahndet. Dabei ist ihm vor allem eine Gemeinsamkeit aufgefallen.
Cut 3 (Walach) Das ist halt offensichtlich das Drama in dieser ganzen Szene, daß nie etwas wirklich Reproduzierbares dabei herauskommt, was sozusagen auch vor den Augen der Kritiker standhält. Was ich kenne, geht immer so bis an die Grenze der Reproduzierbarkeit. Und dann, wenn man sich wünschen würde, so jetzt geben wir das System mal aus der Hand, tragen es mal in ein fremdes Labor, wo lauter Skeptiker sitzen, und die sollen es auch machen, dann funktioniert es nicht mehr. Ist sehr eigenartig, nicht. Ist ein sehr eigenartiges Phänomen. (16)
Regie: Akzent
Sprecher 1: Je naturwissenschaftlicher und vielleicht auch je steriler das Studiendesign, desto mehr scheinen die Effekte zu verschwimmen oder sie verschwinden ganz, gerade so, als hätte die Strenge der Beobachtung einen erheblichen Einfluß auf das Ergebnis. Kritiker sehen daher in der Homöopathie bestenfalls eine, wenn auch möglicherweise geniale Form von Psychotherapie. Aber dafür sind die Erfolge oftmals zu überzeugend und eindrucksvoll. Ein Beispiel:
Sprecher 2: In der renommierten homöopathischen Praxisgemeinschaft unter Leitung von Wolfgang Springer in München werden Patienten, vom Säugling bis zum Greis, ausschließlich homöopathisch behandelt. Die Frage nach der Erfolgsquote beantwortet Wolfgang Springer so:
Cut 4 (Springer) Wir sind hier 10 Kollegen verschiedener Fachrichtungen, und alle behandeln homöopathisch, von Asthma über Neurodermitis und Allergien, über MS, von Rheuma über psychosomatische Beschwerden, von der akuten Lungenbeckenentzündung bis zur eitrigen Angina, sowohl akute Sachen wie chronische Sachen. Und niemand von uns hat eine Kassenzulassung. D.h. daß alle Patienten, die nicht rein privat versichert sind, und jeder von uns hat etwas mehr Kassenpatienten wie die privaten, müssen das selbst bezahlen. Und keine Institution dieser Art und Größe würde jemals ein halbes Jahr überleben, wenn das nicht funktionieren würde, weil kein Patient ständig Privatrechnungen bezahlen würde, wenn es ihm nicht hülfe - ja, sonst hätten wir nicht Wartelisten, die teilweise absurd über ein Jahr hinausgehen.
Sprecher 1: Derart zuverlässige Behandlungserfolge prädestinieren die Praxisgemeinschaft für den Versuch, eine spezifische Wirksamkeit homöopathischer Arzneien nachzuweisen und ihre Überlegenheit gegenüber Placebos herauszustellen. Eine entsprechende Studie wurde Anfang 1996 durchgeführt. Sie zählt zu den seriösesten und anerkanntesten Studien dieser Art. Die Vorbereitung allein nahm knapp zwei Jahre in Anspruch und mußte vor allem die Schwierigkeit meistern, einerseits eine vollkommen individuelle Behandlung nach den üblichen Regeln homöopathischen Therapierens zu gewährleisten, andererseits statistisch aussagekräftige Durchschnittswerte und Kenngrößen herauszufiltern.
Sprecher 2: Als Krankheitsmerkmal hatten sich die hinzugezogenen Wissenschaftler und Kritiker auf chronischen Kopfschmerz geeinigt. Um an unvoreingenommene Patienten heranzukommen, wurden mehrere Zeitungsannoncen geschaltet. Von den 200 gemeldeten Patienten konnten nach einer gewissen Vorauswahl etwa hundert akzeptiert werden. Die Studie begann dann mit einer sechswöchigen Entwöhnungskur von allen Medikamenten. Danach folgte die mehrstündige Krankheitserhebung, Fragebögen, Beurteilung der Symptome, schließlich die individuelle Auswahl des homöopathischen Mittels. Das Mittel wurde nun aber nicht den Patienten direkt in die Hand gegeben, sondern zunächst an einen vereidigten Notar verschickt, der es nach einem Zufallsschlüssel weiterreichte oder mit einer identisch aussehenden Scheinarznei vertauschte. Zur Halbzeit fand eine Zwischenkontrolle statt, um das Mittel gegebenenfalls umzustellen, natürlich wieder über den Umweg des Notars. Nach insgesamt drei Monaten wurde Bilanz gezogen. Das Ergebnis: Ein Drittel der Patienten verspürte deutliche Erleichterungen. Die Therapie war somit erfolgreich, zumal die Hälfte der Patienten bereits seit über 20 Jahren an massiven Kopfschmerzen litt. Im direkten Vergleich schnitten jedoch die Scheinarzneien ebenso erfolgreich ab wie die Homöopathika, am Ende sogar noch ein klein wenig besser.
Cut 5 (Walach) Natürlich ist die Wissenschaft jetzt schnell mit dem Wort Placebo zur Hand. Nur muß man fairerweise dazu sagen, daß das genauso ein Mysterium ist. Wir wissen ja nicht, was das bedeutet, wir wissen ja nicht, was los ist, wenn in einer Studie, jetzt bei uns, wo chronischer Kopfschmerz untersucht wurde, Menschen, die seit 10, 15 Jahren an Migräne leiden, einmal in der Woche regelmäßig kommen - und die wissen nicht aus noch ein, die nehmen irgend so ein Kügelchen, und dann ist das weg. Und es wurde eine Patientin effektiv beschwerdefrei, und das war nach einem Jahr stabil. Unter Placebo wohlgemerkt. ... Insofern finde ich, ist das Placeboargument ein unfaires Argument, weil es nur eine Sorte von Unwissen durch ein anderes Unwissen ersetzt, aber eines, was vielleicht von der wissenschaftlichen Terminologie her besser akzeptiert ist. (49)
Regie: Akzent
Sprecher 1: Der Glaube kann Berge versetzen, das behauptet schon die Bibel. Sie verrät aber nichts über die Wesensart jener Kraft, die solch imposante Wirkungen auslösen können soll. Vielleicht ist "Wirkung" auch nicht der geeignete Ausdruck, weil Wirkungen meist klar umrissene Ursachen voraussetzen, die aber weder in Glaubensangelegenheiten, noch in der Homöopathie auszumachen sind. Harald Walachs Erfahrungen mit einer ultrahochverdünnten und verschüttelten Platintinktur sind typisch.
Cut 6 (Walach) Ich hab Platin genommen, C200, und ich hab am Tag darauf sehr hohes Fieber gekriegt, einen Tag lang. Und dann war's wieder weg. Ich weiß nicht, ob das davon kommt. Das kann man nie so sagen. Das ist ja das witzige. Das sind mehr so korrelative Zusammenhänge, und ich würd es nicht so kausal dingfest machen wollen, auch von meiner Erfahrung her. Sondern was ich sage ist, daß wenn man unvoreingenommenen hinguckt und mit Leuten redet, dann sieht man sehr häufig den Zusammenhang, daß Menschen solche Arzneimittel nehmen, und hinterher von dramatischen Effekten berichten.
Sprecher 1: Besonders schön wird diese nicht-kausale Verknüpfung in einer kleinen Geschichte beschrieben.
Sprecher 2: Ein Mann hatte sich drei Tage lang im Wald verirrt. Endlich heimgekehrt, erzählte er seinen Freunden: Es schien absolut aussichtslos. Ganz gleich, welchen Weg ich einschlug, keiner führte hinaus. Nach drei Tagen war ich so verzweifelt, daß ich mich auf die Knie fallen ließ und zu Gott betete, er möge mich doch befreien. Und das habe dann geholfen? wollten die Freunde wissen. Ach wo, entgegnete er, natürlich wäre es nicht nötig gewesen. Kurz darauf kamen nämlich zwei Wanderer, die wußten, wo's lang geht.
Cut 7 (Walach) Vor ein paar Jahren kam eine sehr sehr schöne Studie raus, weil da ging es um ein Gebet bei akuten Herzinfarkten. Da wurden bei Patienten, ziemlich viele, über 200 oder so, blind und ohne daß sie das wußten, die waren ja zum Teil auch auf Intensivstationen und so, wurden eingeteilt in eine Gruppe, für die wurde gebetet und für eine andere Gruppe nicht. Das haben irgendwelche fundamentalistischen Gruppen oder charismatischen Gruppen in Staaten gemacht. Die haben nur den Namen des Patienten gewußt. Und sie haben eine sehr deutliche Signifikante und zum Teil dramatische Effekte gesehen. Ich mein, ist das jetzt eine Wirkung oder was? (42)
Regie:Akzent
Sprecher 2: Bisher ist wenig wissenschaftlicher Ehrgeiz darauf verwendet worden, die vermeintlichen Informationswege und -strukturen der Natur zu ergründen, zumal unklar ist, ob es solche überhaupt gibt. Der Physiker Dr. Fritz Albert Popp gehört zu einer kleinen Riege von Querdenkern, die nicht an die klassische Vorstellung glauben, daß Biochemie, Thermodynamik und Erbinformation schon ausreichen, um das hohe Maß an Organisation und Abstimmung in der Natur zustande zu bringen. Fast zwangsläufig stieß er bei seinen Forschungen zur Zellkommunikation auch auf die Homöopathie. In den 80er Jahren hatte er einen möglichen Wirkmechanismus entworfen. Im Mittelpunkt stand die Frage: was vermittelt den Molekülen einer Zelle das "Wissen" und die mechanische Kraft, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein?
Cut 8 (Popp) Gehen Sie mal davon aus, daß auch die Biochemie in der Zelle nicht als Diffusionsprozeß abläuft. Sie haben in einer Zelle 100.000 Reaktionen pro Sekunde, das ist völlig unvorstellbar, daß diese hochgeordneten molekularen Reaktionen allein durch Diffusionsreaktionen entstehen. Wenn das reine Diffusion wäre, das behaupte ich jetzt mal, würden wir innerhalb von Sekunden als Zellbrei in uns zusammensinken, und die chemische Reaktion wäre verpufft.
Sprecher 2: Den großen Organisator glaubt er inzwischen zu kennen: Ultraschwache Lichtpulse im UV-Bereich. Aufgrund ihrer extrem geringen Intensität können sie sogar besondere Eigenschaften zur Geltung bringen.
Cut 9 (Popp) In Wirklichkeit erfordert eine solche exakt getimete und zu jedem Zeitpunkt an jeder Stelle ablaufende Reaktion, natürlich Triggerimpulse, einen Dirigenten. Und dieser Dirigent ist das elektromagnetische Feld in den Organismen. Ein einzelnes Photon kann, wenn sie es an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt bringen, diese ganze Reaktivität in der ganzen Zelle steuern, weil die Reaktionsgeschwindigkeit extrem hoch ist...Wenn sie das Photon immer wieder an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Energie liefern, können Sie 10 hoch 9 Reaktionen pro Sekunde triggern.
Sprecher 2: Dazu muß das Licht aber in sich selbst geordnet sein - eine Eigenschaft, die ausschließlich Laserlicht besitzt. Tatsächlich gibt es einen biochemischen Molekularlaser, der in jeder Zelle vorkommt: Das lange, meist zu Chromosomen zusammengerollte Fadenmolekül der DNS. ...
Regie: Musik während des Sprechers unterlegen. Bißchen futuristisch klingende Minimalmusik aussuchen und durchgängig stehen lassen, bis das nächste Mal kommt.
(Sprecher 2:) ... Die genetische Information selbst beansprucht nur wenige Prozent des Molekülfadens. Der größte Teil enthält scheinbar sinnlose, endlos sich wiederholende Leersequenzen. Gerade diese scheinbar überflüssigen Leersequenzen wirken aber nach Popps These wie kleine Antennen, die elektromagnetische Signale aussenden oder empfangen. Dadurch entstünde ein perfektes Kommunikationssystem en miniature, ähnlich wie ein Radionetz, wo einzelne Signale von Sendestation zu Sendestation weitergereicht und zwischenverstärkt werden. Hierbei bilden sich hochgeordnete Interferenzmuster, die sich wie eine Schablone über die Zelle legen und die chaotisch zitternden Moleküle auf bevorzugte Bahnen zwingen. Wird nun ein Sendekanal gestört, treten Fehlkoordinationen auf - der Organismus würde erkranken. Krankheit oder Vergiftung wären demnach weniger die Folge biochemischer Fehlreaktionen, sondern vor allem Ausdruck einer körperinternen Kommunikationsstörung.
Sprecher 1: Untersuchungen aus der Krebsforschung scheinen diese Auffassung zumindest als eine Möglichkeit zu bestätigen. So gibt es eng verwandte Moleküle, die sich nur geringfügig in ihrer Geometrie und Farbe unterscheiden, ansonsten aber chemisch vollkommen gleich reagieren. Das eine erweist sich jedoch als höchst krebserregend, während das andere völlig harmlos ist. Langes Rätselraten bei den Wissenschaftlern. Für Popp ist die Sache klar. Es liegt an der Farbe. Das krebserregende Molekül absorbiert genau in jenem Frequenzbereich, bei dem die zellinterne Kommunikation abläuft.
Regie: (Musik weg)
Sprecher 2: Hier prallen die Weltanschauungen von chemischem und physikalischem Verständnis biologischer Prozesse aufeinander. Darin spiegelt sich der alte Dualismus zwischen Teilchen und Welle wider, zwischen Materie und Geist - als auch die Kontroverse zwischen Pharmazie und Homöopathie. Pharmakologische Präparate wirken rein chemisch, indem sie beispielsweise bestimmte Rezeptoren blockieren. Homöopathische Präparate können bestenfalls physikalisch wirken, indem sie, so die Modellvorstellung, irgendwelche Störsignale herausdämpfen. Die Potenzierungsregel und das Ähnlichkeitsprinzip würden sich aus diesem Bild von selbst ergeben. Werden die falschen Frequenzen abgedämpft, entsteht eine zusätzliche Kommunikationsstörung und der Körper zeigt Symptome einer für diesen Frequenzbereich charakteristischen Erkrankung. Die Dämpfung muß also nach dem Ähnlichkeitsprinzip maßgeschneidert sein. Außerdem sollte der Dämmstoff selbst keine zusätzlichen Signale einbringen, das heißt, er sollte möglichst keine chemisch wirksamen Substanzen mehr enthalten.
Sprecher 1: Die ultraschwache Zellstrahlung glaubt Fritz Albert Popp inzwischen zuverlässig nachweisen zu können. Aber die statistischen Fehler und die Interpretations-möglichkeiten sind nach wie vor groß. Insbesondere konnte er mit eigenen Experimenten den vermuteten Wirkungsmechanismus homöopathischer Arzneien nicht stichhaltig belegen. Trotzdem hat ihn sein Modell zu neuen Vorstellungen im Verständnis von Homöopathie und Placeboeffekt angeregt.
Cut 10 (Popp) Möglicherweise ist dieser Placeboeffekt, von dem man ja immer spricht, wirklich eine Voraussetzung für die Homöopathie, und möglicherweise kommt es sogar darauf an, einen Placeboeffekt mit dem homöopathischen Präparat zu induzieren. Auch der Placeboeffekt muß irgendwo physikalisch erklärbar sein - wenn man das mal voraussetzt kann man sich sehr gut vorstellen, daß sozusagen die Homöopathie nur dann wirksam wird, wenn man im Patienten das Selbstbewußtsein auslöst, mir kann geholfen werden. Und deshalb gibt es durchaus einen sehr vernünftigen Zusammenhang zwischen der Placebo-These und der homöopathischen Wirksamkeit. Und ich verstehe überhaupt nicht, warum sich die Homöopathen mit Händen und Füßen dagegen wehren, irgendwie mit dem Placeboeffekt in Verbindung zu kommen. Ich denke, diese Gegenwehr könnte sehr gut die Ursache dafür sein, daß sie eben überhaupt keine Chance haben, jemals die Homöopathie überhaupt zu beweisen. (66)
Sprecher 1: Falls Popps Überlegungen stimmen, würde die Homöopathie genau an der Schnittstelle zwischen Psychologie und Naturwissenschaft stehen. Damit wäre der Übergangsbereich von wesenhaften Phänomenen wie Bewußtsein, Instinkt, Gefühl oder Charakter auf die beinahe schon unterste molekulare Stufe verschoben. Nach klassischer Vorstellung verliert sich die Spur des Wesenhaften, je weniger komplex ein Gebilde ist. Vom Menschen zum Tier, vom Bakterium zum Virus, geht das Wesenhafte immer mehr verloren, bis es sich vom Proteinverband zum Einzelmolekül bis zum Atom auflöst. Die angebliche Wesenhaftigkeit homöopathischer Arzneien legt eine andere Spekulation nahe: daß bereits jedes einzelne Atom einen wie auch immer gearteten "wesenhaften" Anteil mit sich führt, ihn aber erst im Verbund mit anderen Teilchen resonanzhaft stabilisiert, ausformt und zu einem erspürbaren - nicht unbedingt technisch meßbaren - Merkmal entfaltet.
Regie: Musik wie oben, eine etwas futuristisch klingende Minimalmusik aussuchen, wenige Sekunden anspielen, unter nachfolgendem Sprecher durchgängig stehen lassen.
Sprecher 2: Den mutigsten Vorstoß in diese Richtung hat der britische Biologe Ruppert Sheldrake gewagt. Er nimmt an, daß jedes Teilchen, jedes Muster, jede Eigenschaft mit einem Informationsfeld behaftet sei, das losgelöst von Raum und Zeit existiert. Mit anderen Worten: die Information des gesamten Universums soll an jedem Ort gleichzeitig vorhanden sein. Solch eine Vorstellung klingt zunächst absurd, bestenfalls geeignet als Inspirationshilfe für ausgebrannte Science-fiction-Autoren. Als Arbeitshypothese besitzt Sheldrake's Theorie jedoch einen gewissen Charme, weil die geforderten Informationsfelder nur ein Minimum an Eigenschaften benötigen, um eine überwältigende Fülle unerklärlicher Phänomene aus der Biologie und selbst Randbereichen der Esoterik einheitlich beschreiben zu können. Die wesentliche Bedingung lautet: Gleichartige Informationsfelder stabilisieren und verstärken sich gegenseitig. Was einmal an einer beliebigen Stelle der Welt geformt oder erlernt wurde, kann um so leichter an jeder anderen Stelle wiederholt werden. Je häufiger eine Idee oder Gestaltungsform realisiert ist, desto stärker ihr Prägevermögen. Alle Verhaltensformen, alle Instinkte sind in diesen Informationsfeldern abgelegt, und durch gegenseitige Stabilisierung erwachsen auch Phänomene wie Zeitgeist und Mode. Das Einfühlungsvermögen in andere Menschen, andere Generationen, andere Epochen ist nur deshalb möglich, weil ein "wesenhafter" Informationshintergrund jederzeit präsent ist.
Regie: (Musik weg)
Sprecher 1: Sheldrake hat selbst versucht, die Vorhersagen seiner These experimentell zu überprüfen. So legte er britischen Schulkindern original-japanische Kinderreime vor, die fast jedes Kind in Japan kennt. Diese sollten zusammen mit ähnlich klingenden, aber vollkommen unbekannten japanischen Versen auswendig gelernt werden, ohne daß die britischen Kinder den Sinn verstanden. Das Ergebnis verblüffte. Die traditionellen Kinderreime blieben wesentlich länger im Gedächtnis haften als die unbekannten und wurden fast doppelt so schnell von den britischen Schulkindern erlernt.
Sprecher 2: Verwandte Beispiele finden sich auch im Tierreich. In einer kleinen britischen Ortschaft waren Meisen durch Zufall dahinter gekommen, die Aluminumdeckel der allmorgendlich vor die Haustüren gestellten Milchflaschen aufzupicken und Milch zu ergaunern. Binnen weniger Monate breitete sich dieses Verhalten epidemieartig über ganz England aus, griff bald sogar auf den Kontinent über - und das, obwohl Meisen einen Revierradius von 25 km kaum überschreiten.
Sprecher 1: Ähnlich verlief ein Experiment mit Ratten. Durch Elektroschocks wurde ihnen ein instinktwidriges Verhalten beigebracht. Die ersten Tiere schienen die dümmsten zu sein, lernten sie ihre Lektion doch erst nach etwa 200 Fehlversuchen. Die zwanzigste Versuchsgruppe meisterte die Aufgabe bereits nach weniger als 50 Fehlversuchen, obwohl sie nie mit einer der Vorgängergruppen in Berührung gekommen war. Bei einer Wiederholung des Experimentes in Amerika startete gleich die erste Gruppe mit einer Rate von nur rund 50 Fehlversuchen.
Regie: Akzent
Sprecher 2: Inzwischen finden Sheldrakes Vorstellungen auch unter Homöopathieforschern wachsende Aufmerksamkeit. Das homöopathische Verschüttelungsritual zur Herstellung der Arzneien ließe sich dann als eine Art Lernprozeß deuten, bei dem das Informationsfeld der Urtinktur resonanzartig verstärkt wird, während alle chemischen und informatorischen Verschmutzungen schrittweise eliminiert werden. Nach hinreichend vielen Verdünnungsschritten bliebe ein reines Informationsfeld zurück, das keine physikalisch greifbaren Spuren hinterließe. Allein biologische Systeme, die selbst im Laufe der Evolution aus diesen Feldern hervorgegangen und geformt worden sind, verfügten über entsprechende Empfangsmodule und könnten die Informationen verarbeiten. Alles nur Spinnerei? Spurensuche.
Sprecher 1: Penetranter Gestank von Gülle oder Festmist, stechende Stalluft und labile Gesundheit des Viehs - das sind bezeichnende Zustände vieler moderner Bauernhöfe. Schnell ist dann von einer ruinierten Umwelt die Rede. Der Meersburger Unternehmer Roland Plocher führt den Mißstand in erster Linie auf eine Art Informationsverschmutzung oder ein Informationsdefizit zurück. Um diesem zu begegnen, hat er in jahrelangem Selbststudium und mit viel Intuition eine voluminöse, höchst geheimnisumwitterte Apparatur entwickelt, die angeblich stoffliche Informationen vom Sheldrake'schen Typ auf beliebige Materialien aufprägen können soll.
Cut 11 (Preetz) Hier ist das Herzstück, wir haben hier den Holzkasten, den sie da sehen. In dem Holzkasten selber ist der Plocher-Energieapparat. Der streckt sich also von diesem Austrittsloch bis über die Decke hinaus in das Dach. Also, das ist ein ziemlich großer Apparat. ... Es sind Materialien drin, die sie im Obi kaufen können, das ist drin. Aber wie es zusammengebaut ist, das ist das Geheimnis des Herrn Plocher bzw. das Betriebsgeheimnis. (Stimme oben)
Sprecher 1: Jens Preetz betreut die Anlage, die mangels wissenschaftlich nachvollziehbarer Prinzipien nicht patentierbar ist. Auf welche Art und Weise die Informationsfelder, von denen niemand weiß, ob sie nur als Hirngespinste existieren, gebündelt und präpariert werden sollen, kann auch der Erfinder nicht beantworten. Das einzig Gesicherte ist die Überzeugung, daß es klappt.
Cut 12 (Preetz) Wir übertragen ja mit dem Plocher-Energieapparat Information. Man könnte auch sagen, jeder chemische Stoff hat eine Energiematrix. Und diese Energiematrix kann man kopieren. Das können sie sich vorstellen wie mit einem großen Kopierapparat. Im Grunde gehen wir hin und nehmen als Beispiel den Trägerstoff Sauerstoff als pure Materie, leiten den jetzt unter einem Apparat durch und ziehen von dem jetzt eine Kopie. Und das tun wir dann hier auf diese Platten, Aluminiumplatten, und da ist jetzt die Energiematrix drauf gespeichert. Und wenn Sie jetzt diese Kopie in den Apparat legen, dann können sie von dieser Kopie auf's Quarzmehl übertragen, ohne daß sie den Originalstoff noch brauchen. (40)
Sprecher 1: Ein solchermaßen "sauerstoffinformiertes" Quarzmehl aus dem Plocher-Energie-Akkumulater, kurz PENAC, soll wie eine weitgehend wartungsfreie Belüftungsanlage funktionieren. Das Urteil über Genialität oder Scharlatanerie fällt die Natur.
Cut 13 (Möhrle) Also bei mir ist das so, wenn ich ein neues Produkt einsetz' in dem Betrieb, dann setze ich das nicht ein, weil das irgendwelche euphorische Wirkung hat, sondern ich muß schon wissen, warum ich das mach'. Und irgendwie sind ein paar Prinzipien, die der Roland Plocher berücksichtigt, hab ich gedenkt, das liegt irgendwo auf meiner Wellenlänge, und dann hab ich die eingesetzt im Festmist.
Sprecher 1: Hubert Möhrle ist Demeter-Landwirt in einer kleinen Ortschaft 40 km von Meersburg entfernt. Er hat das sogenannte informierte Quarzpulver - schaden wird es wohl nicht - einfach mal ausprobiert und abgewartet.
Cut 14 (Möhrle) Ich hab mehrere Komposthäufe aufgesetzt, und drei davon wurden mit dem Penac-Produkt behandelt und einer nicht. Und wußte eigentlich noch gar nicht, ja, was da dabei rauskommen soll. Ich hab es einfach gemacht. Und 14 Tage später komme ich dahin, und dann sehe ich, wie gerade eine Schar Meisen von den Komposthäufe wegfliegt. War also eine Schar mit etwa 50 Vögel. Und dann komme ich näher hin, und da sehe ich, wie die drei Häufe, die mit Penac behandelt wurden, die sind dann total verrammelt gewesen von irgendwelche Viecher. Man hat da Spuren gesehen von Vögel, von Hase, Reh, und offensichtlich waren dort auch Wildsäue da. Und der vierte Haufen, der nicht mit Penac behandelt wurde, den haben sie ganz links liegen gelassen.
Sprecher 1: Nach diesem unerwarteten Erfolg mischte Hubert Möhrle das Pulver auch ins Tierfutter - und löste damit eine kleine Revolution im Kuhstall aus.
Cut 15 (Möhrle) Wir können mal reingehen in Stall, und schauen, ob man da was riecht. Wir sagen ja schmecken normalerweise. (Stallöffnen). Also es fällt jedem auf, wenn er in den Stall reinkommt, wie trocken es einfach ist und der Geruch, ja, kein Ammoniak-Gestank und nichts ist, da ist also nichts Stechendes. Und selbst, wenn jetzt eine Kuh uriniert, da können sie hinten neistahn und den Dampf einatmen, der ist irgendwo ammoniakfrei, und die Viecher werden auch mit Penac gefüttert. Ich kann sagen, tendenziell, haben wir dadurch die Tierarztkosten senken können. Klauekrankheiten haben wir so gut wie keine mehr.
Sprecher 1: Umgekippte Seen werden auf einmal wiederbelebt, ein Schwimmbad in Kaiserslautern kann auf die Umwälzanlage verzichten, nachdem wasserdicht verpackte, sauerstoffinformierte Alufolien ins Becken eingelassen wurden und Forellen, wahre Frischwasserfreaks, überleben jahrelang in unbelüfteten Biotopteichen.
Sprecher 2: Angesichts dieser esoterisch anmutenden, aber jederzeit nachprüfbaren Befunde stellt sich die Frage, ob nicht die Grundgesetze der Physik ein Schlupfloch enthalten, das zumindest die Aussicht für wissenschaftliche Erklärungsmöglichkeiten eröffnet. Es gibt dieses Schlupfloch, denn die Quantenmechanik, eine der erfolgreichsten Theorien der modernen Physik, ist in ihren Grundfesten noch weitgehend unverstanden. Sie vermag alle Beobachtungen mit der Wahrschein-lichkeit ihres Auftretens vorherzusagen, sie verrät aber nicht, wie der Beobachtungsprozeß selber funktioniert. Sie sagt auch nicht, was ein Teilchen ist, was Bewegung bedeutet, wie ein Photon entsteht - alles löst sich in fließende Wahrscheinlichkeitsströme auf, die sich erst im Moment der Beobachtung konkretisieren. Schon Albert Einstein, Mitbegründer der Quantenmechanik, lehnte zeitlebens diese Deutung ab, und meinte lakonisch, der liebe Gott würfle nicht. Zusammen mit den Physikern Podolsky und Rosen konstruierte er ein bemerkenswertes Paradoxon, wonach zwei Teilchen, die ursprünglich dicht beisammen waren, auch über beliebig weite Distanzen noch in Beziehung stehen. Das widerspricht jeder Anschauung. Der Amerikaner David Bohm entwickelte daraufhin eine alternative Quantentheorie. Sie liefert zwar exakt dieselben Vorhersagen, befreit die Teilchen jedoch aus ihrem Wahrscheinlichkeits-Dasein und weist ihnen eine konkrete, von der Beobachtung unabhängige Bedeutung zu. Damit kann Einsteins Paradoxon ohne philosophische Verrenkungen erklärt werden, allerdings um den Preis, daß jedes Teilchen eine Art Informationsfeld besitzt, das überall gleichzeitig präsent ist. Kraftwirkungen oder Nachrichten lassen sich mit diesen Informationsfeldern nicht übertragen.
Sprecher 1: Obwohl bis heute unwiderlegt, verträgt sich Bohms Theorie noch nicht mit den Gesetzen der Relativität. Sollte diese Reparatur aber irgendwann einmal gelingen, könnte sich das bisher philosophisch unbefriedigende Weltbild der Physik von Grund auf ändern. Möglicherweise werden dann auch Ansätze erkennbar, um die bislang unerklärlichen Phänomene der Biologie und Homöopathie wissenschaftlich einzuordnen. Auch Harald Walach spekuliert in diese Richtung, aber Spekulationen sind eben kein Wissen.
Cut 16 Wir haben wenig Anhaltspunkte, was eine physikalische Grundlage sein könnte dafür. ...Ich weiß nicht, was es ist. Es könnte ja auch sein, daß es eine Art organisierter Spuk ist, das wissen wir ja nicht.
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